Scoring

Mit Scoring werden systematische Verfahren zur Prognose des zukünftigen Verhaltens von Personengruppen und Einzelpersonen mit bestimmten Merkmalen bezeichnet, die in der Regel auf der mathematisch-statistischen Analyse von Erfahrungswerten beruhen.

Der Ausdruck „Scoring“ steht im engeren Sinn für das Zählen von Punkten. Grundlage des Scoring sind personenbezogene Daten von Personen. Scoring basiert auf der Erwägung, dass bei Vorliegen bestimmter vergleichbarer Merkmale eines Menschen ebenso wie bei anderen Personen auch ein ähnliches künftiges Verhalten wahrscheinlich ist. Die Wahrscheinlichkeit ist eine Einstufung von Aussagen und Urteilen nach dem Grad der Gewissheit (Sicherheit).

Ein Beispiel für Scoring ist das Kredit-Scoring. Unter Kredit-Scoring versteht man ein solches Verfahren, mit dessen Hilfe die Kreditwürdigkeit von Kunden oder Partnerunternehmen nach einem vorgegebenen Verfahren automatisiert ermittelt wird.

Dabei wird die Kreditwürdigkeit an der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens gemessen. Die konkreten Regelungen und Algorithmen einer Punktevergabe – und -gewichtung wird „Scorekarte“ genannt. Um geeignete Scorekarten zu entwickeln, sind unterschiedliche Techniken gebräuchlich (Logistische Regression, Diskriminanzanalyse, künstliche neuronale Netze und andere Data-Mining-Methoden.)

Besonders verbreitet ist Kreditscoring im Privatkundengeschäft.

Abb.: Gräf/gemeinfrei
Reife Sonnenblume mit 89 und 144 Spiralen.
89 und 144 sind Fibonacci-Zahlen. Nach dem Fotografieren wurden die 1te,11te,…,141te der gegengläufigen 144 Spiralen entgegen dem Uhrzeigersinn markiert und gezählt.

 

Die Motivation für Unternehmen Scoring einzusetzen ist die Vermeidung hoher Risiken. Scoring-Werte können sich auf eigene Daten eines Unternehmens oder auf externe Daten (etwa von Auskunftsdateien) stützen. Die erfassten Merkmale werden durch eine Punktebewertung standardisiert.

Aus Angaben über Konsumverhalten oder Zahlungsmoral erstellen Auskunfteien die Bonitätszeugnisse der Kunden. Auf diese Weise werden bestimmte Dinge des täglichen Lebens ausschlaggebend: die Wohnung im „falschen Stadtteil“ schmälert die Chance auf einen Kredit, ebenso bestimmte Verhaltensmuster,  etwa häufiger Alkoholkonsum oder die nächtliche Ortung in zwielichtigen Stadtvierteln.

Aus allen (käuflichen) Informationen erstellen Unternehmen eine Matrix. So können ganze Straßenzüge mit roter Umrandung als „kritische Zone“ etikettiert werden. Der Handel mit Informationen über Kunden boomt – nicht selten ohne das Wissen der Beteiligten.

Verhalte dich vorhersehbar

Den meisten Verbrauchern ist nicht klar, dass sie täglich bereits vor ihren Einkäufen und vor jedem Vertragsabschluss gerastert werden. Standardisierte Verfahren suchen nach Auffälligkeiten und prüfen die Bonität. Auf diese Weise können die Mitglieder der Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen zusammengefasst und differenziert werden.

Mit Kundenprofilen über die Bonität wird genauso Handel betrieben, wie mit sonstigen Daten. Die große Unsicherheit in Bezug auf das Zustandekommen von Scoring-Werten macht ein Posting in einem einschlägigen Forum zum Thema sichtbar. Ein User schreibt:

„Ich zahle meine Rechnungen pünktlich, habe ein gutes Einkommen und habe keine Schulden. Abgesehen von einer Kauffinanzierung, die ich regelmäßig pünktlich zahle. Für eine Ratenvereinbarung bekam ich heute eine Absage, weil meine Bonitätsauskunft negativ ist. Das Schlimme ist, dass man als Betroffener einer Fehlinformation nicht einmal die Möglichkeit hat, diese Information durch Einreichung von bestimmten Unterlagen zu beheben. Man fühlt sich völlig hilflos ausgeliefert.“

Abb.: Josef Gräf/gemeinfrei

 

© UBIFACTS/2013