Geminoide
Vor sieben Jahren schuf Hiroshi Ishiguro aus Japan den fernbedienten Androiden Geminoid HI-1 als Kopie seiner Person und präsentierte ihn auf der Ars Electronica. Hiroshi Ishiguro unterrichtet in Japan an zwei Universitäten – zu einer der beiden schickt er gewöhnlich seinen Androiden.
Inzwischen ging die Entwicklung weiter. So ließ sich der dänische Wissenschaftler Henrik Schärfe von Ishiguro einen elektronischen Zwilling bauen. Schärfe arbeitet am Fachbereich Kommunikation und Psychologie der Universität Aalborg in Dänemark und ist weniger an der Technik der Maschine interessiert, als vielmehr an der Frage, wie ein Roboter aussehen muss, damit Menschen ihn akzeptieren.
Schärfe weiß zwar, dass sein Zwilling eine Maschine ist, aber wenn der technische Zwilling ihn anlächelt, dann lächelt er zurück.
Das Roboter-Kind
Und es existiert auch ein prominentes Roboter-Kind. Es ist „Diego-San“ und wurde von dem US-amerikanischen Roboter-Wissenschaftler und –Designer für humanoide Roboter David Hanson für das Machine Perception Lab am UCSD Institute for Neural Computing konzipiert.
In den Augen trägt das Roboter-Kind High Definition Kameras, mit denen Diego Menschen, Gesten und Ausdrücke sieht und gleichzeitig AI nutzt, um von andern Menschen zu lernen. Diese Eindrücke der Emotionalität sind entscheidend für dessen Entwicklung, will man Bindungen herstellen und Kommunikation begreifen.
Es gilt zu verstehen, wie Menschen sich bewegen und mit anderen Menschen interagieren. Um dem Roboter das Lächeln beizubringen, sammeln die Wissenschaftler Daten von lächelnden Kindern und nutzen diese Daten, indem sie diese in die Maschine einspeisen. Wenn Diego-San angelächelt wird, lächelt er zurück.
Diego hat das Gesicht eines Jungen, der aber nicht nur lächeln kann, sondern auch traurig ist und böse. Er kann interagieren und zählt damit zu den Smart Devices.
David Hanson begreift seine Arbeit als Kunst – dies lässt sich nicht zuletzt aus der umfassenden Palette seiner bisherigen Arbeiten und Tätigkeiten ablesen: Interactive Art & Engeneering, Aesthetic Studies, Cognitive Science, Illustrationen und Film.
In diesem Sinn ist Diego-San ein Produkt der Kunst und zugleich der Technologie und Wissenschaft. Langfristig soll Diego-San bei Therapiesitzungen mit Kindern helfen. Er soll ein soziales Wesen werden.
Wie aber können Roboter zu sozialen Wesen werden?
Der Forscher Eliezer Shlomo Yudkowsky beschäftigt sich mit Fragen der künstlichen Intelligenz und versucht eine Theorie zu entwickeln, die es ermöglicht, eine künstliche Intelligenz mit reflexivem Selbstverständnis zu erschaffen, die zudem in der Lage ist, sich selbst zu modifizieren und rekursiv zu verbessern. Daraus hat sich der Forschungszweig der „Soziorobotik“ entwickelt. Yudkowsky ist ein Befürworter “Freundlicher Künstlicher Intelligenz” (friendly artificial intelligence – FAI).
Hierbei steht es den Robotern frei, so zu handeln, wie sie es für richtig halten. Ein moralisches Verhalten soll nicht erzwungen werden. Sie sollen die Fähigkeit haben zu lieben und sie sollen einen Platz in der erweiterten menschlichen Gemeinschaft finden können. Studien zeigen, dass Menschen grundsätzlich auch Maschinen als Wesen respektieren können.
Die Vision der Liebe zu einem Roboter formuliert Ishiguro folgendermaßen: „Was ist falsch daran, wenn ein Mensch einen Roboter sogar liebt? Haben Sie meinen ‚Geminoid F‘ gesehen, der einer Frau nachempfunden ist? Finden Sie etwa nicht, dass sie hübsch ist?“
Faktisch geht es dabei nicht um die Technik, sondern um die Geisteshaltung einer Gesellschaft.
Abb.: wikipedia/gemeinfrei
©UBIFACTS/2013