Europäische Cloud-Initiative
Die Europäische Kommission erachtet die Nutzung und damit auch den Austausch digitaler Daten als zentrale Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung Europas. Hier setzt das Dokument der Kommission an: Europäische Cloud-Initiative – Aufbau einer wettbewerbsfähigen Daten- und Wissenswirtschaft in Europa (COM(2016) 178 final)
PROBLEMSTELLUNG
Um der 4. Industriellen Revolution begegnen zu können seien folgende Fragen zu stellen: Wie lassen sich Anreize für den Austausch von Daten schaffen? Wie lässt sich eine weitreichende Nutzung der Daten über wissenschaftliche Fachrichtungen hinweg erreichen? Wie können Dateninfrastrukturen in Europa verknüpft werden? Wie können Europäische Dateninfrastrukturen im Exa-Maßstab der Rechner geschaffen werden?
FÜNF GRÜNDE & EINE LÖSUNG
Das Dokument nennt fünf Gründe, warum Europa das Datenpotential noch nicht voll ausschöpfen kann:
Daten aus öffentlich geförderter Forschung sind nicht immer offen zugänglich
Fehlende Strukturen für Austausch von Daten
Unzureichende Interoperabilität
Fragmentierung: Daten-Silos der Wissenschaft
Bedarf an Hochleistungsrechnern der Spitzenklasse
Wiederverwendung von Daten
Die Lösung sei die Europäische Cloud für offene Wissenschaft. 1,7 Millionen Forscher und 70 Millionen Fachkräfte aus Wissenschaft, Technologie in Europa sollen eine virtuelle Umgebung geboten bekommen, in der sie offene und nahtlose Dienste für die Speicherung, Verwaltung und Wiederverwendung von Forschungsdaten über Grenzen und Fachgebiete hinweg kostenfrei in Anspruch nehmen können. Dafür muss folgendes geschehen:
Alle im Rahmen des Horizont-2020-Programmes generierte Daten werden standardmäßig offen zugänglich
Hochschulen, Industrie und öffentliche Dienste müssen dafür sensibilisierte werden
Spezifikationen für Interoperabilität
Zusammenführung der Daten durch europaweite Verwaltungsstrukturen
Entwicklung cloudgestützer Dienste für die öffentliche Wirtschaft
DATENINFRASTRUKTUR
Damit das Ziel erreicht werden kann, wird die Errichtung eine europäische Dateninfrastruktur verfolgt. Diese besteht insbesondere aus der Förderung von Hochleistungsrechenkapazitäten, Hochgeschwindigkeits-Internetverbindungen und modernsten Daten- und Softwarediensten (openAIRE, EUDAT ,EGI, Indigo Data Cloud, HelixNebula, PRACE, GÉANT). Bis 2022 soll der Superrechner im Exa-Maßstab umgesetzt werden und ein Ökosystem für Hochleistungsrechner gefördert werden, durch das die europäische Cloud für offene Wissenschaft lebendig werden soll.
WAS SOLL DIE CLOUD LEISTEN?
Im Laufe der Zeit soll die europäische Cloud für offene Wissenschaft dafür sorgen, dass öffentliche Daten für Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und Unternehmen auffindbar, zugänglich und nutzbar sein werden. Und schließlich sollen konkrete Leitfäden für die Nutzung cloud-gestützter Dienste durch die öffentliche Verwaltung in ganz Europa abgeleitet werden. In Folge soll die Öffentlichkeit in den Genuss kostengünstiger, schnellerer, besserer und vernetzter öffentlicher Dienste kommen und eine bessere politische Entscheidungsfindung möglich sein, die sich auf erschwinglichere und sichere rechen- und datenbasierte Dienste stützen kann.
Mit Hilfe der zentral geführten Cloud-Infrastruktur sollen Daten über Weltmärkte und Grenzen hinweg zwischen Institutionen und Forschungsdisziplinen nahtlos bewegt, ausgetauscht und wiederverwendet werden können. Die Europäische Cloud Initiative sollte jedem Forschungszentrum, jedem Forschungsprojekt und jedem Forscher in Europa die Rechen-, Datenspeicher und Datenanalysekapazitäten der Spitzenklasse zugänglich machen, die dieser benötigt, um im globalen datengesteuerten Innovationssystem bestehen zu können.
EUROPÄISCHES PARLAMENT
Das Europäischen Parlaments äußert sich zur Europäischen Cloud-Initiative (2016/2145(INI) und betont zudem, dass den in der Charta der Grundrechte verankerten Grundrechten (Rechte auf Datenschutz, Privatsphäre, Freiheit und Sicherheit) Rechnung zu tragen sei. Dazu zählen insbesondere Grundsätze des Datenschutzes durch Technik sowie Grundsätze der Verhältnismäßigkeit, der Notwendigkeit, der Datenminimierung und der Zweckbindung.
Das Parlament erkenne an, dass durch die Ergreifung zusätzlicher Schutzmaßnahmen wie Pseudonymisierung, Anonymisierung und Kryptographie, einschließlich der Verschlüsselung von Daten, Risiken eingedämmt werden können. Dennoch: Es sind hohe Standards in den Bereichen Qualität, Zuverlässigkeit und Vertraulichkeit erforderlich, damit die Verbraucher tatsächlich Vertrauen in die Europäische Cloud für offene Wissenschaft gewinnen können. Die Initiative der Cloud für offene Wissenschaft soll zu einer Trusted Cloud für alle führen können und damit sind Wissenschaftler, Unternehmen und der öffentlicher Sektor gemeint.
Und so wird die entscheidende Frage, neben dem Aufbau der technischen Infrastruktur sein: Wie kann es gelingen, dieses Vertrauen tatsächlich zu schaffen?
©UBIFACTS/2017
Abb. Elisabeth Hödl